Es gibt diese Situationen, die sich immer wieder einschleichen: Ein Teammitglied, das beispielsweise regelmäßig Meetings nicht vorbereitet oder Rückmeldungen auf wichtige E-Mails verspätet liefert – trotz mehrfacher Hinweise. Die Entscheidung von oben, die du nicht nachvollziehen kannst. Der Prozess, der schon zum dritten Mal stockt. Du merkst, dass dich etwas stört. Du steckst fest und bist am verzweifeln. Solche Reibungspunkte gehören zum Alltag jeder Führungskraft – besonders im Umgang mit schwierigen Situationen als Führungskraft, in denen schnelle Lösungen nicht greifbar sind. Und sie lösen oft etwas in uns aus: Ärger, Frust, Ohnmacht. Was viele übersehen: Diese Reaktion ist verständlich – aber wenn wir ihr zu viel Raum geben, raubt sie uns Energie und hält uns auf. Aber das schöne ist, es liegt an dir was du aus so einer Situation machst. Du hast eine Wahl.
Was dich stört, verrät etwas über dich – aber nicht automatisch über die Lösung
Wenn uns etwas triggert, liegt darin oft eine Erkenntnis: Was genau regt mich auf? Warum trifft mich gerade das so sehr? Allein diese Fragen lenken den Blick weg vom Außen – und hin zu uns selbst. Das ist der erste Schritt zur Selbstführung.
Ein tieferes Verständnis der eigenen Persönlichkeit kann helfen, typische Reaktionsmuster zu erkennen – und gezielter damit umzugehen, um daraus konkrete Handlungsspielräume zu entwickeln. Hier helfen Analysetools zur eigenen Persönlichkeit und den Verhaltensweisen. Sie machen sichtbar, wie du tickst, was dich antreibt und wo du möglicherweise anders reagierst als andere. In meinem Coaching nutze ich die verschiedenen Varianten des persolog Modells, um dir deine Verhaltensweisen unter Druck zu zeigen und um gemeinsam mit dir deine Selbstführung zu stärken.
Aber mit Reflexion allein ist es nicht getan. Sie ist nur der erste Schritt und hilft uns uns besser zu verstehen.
Im Anschluss brauchen wir Orientierung, wie wir konstruktiv entscheiden können. Was also tun, wenn du als Führungskraft in einer schwierigen Situation feststeckst – und es scheinbar keine schnelle Lösung gibt?
Change it. Love it. Leave it. – Dein Entscheidungsdreieck
Ein bekanntes Prinzip hilft dabei, Klarheit zu finden. Es stammt aus der Coachingpraxis, ist aber auch in der stoischen Philosophie zu finden: Change it. Love it. Leave it.
In jeder Situation stehen dir drei verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung:
- Change it: Du gehst aktiv in die Veränderung. Du sprichst es an, formulierst einen Vorschlag, bewegst etwas.
- Love it: Du entscheidest dich dafür, es anzunehmen – vielleicht sogar mit Humor oder Dankbarkeit. Du machst es zu deinem.
- Leave it: Du akzeptierst die Situation bewusst, entscheidest dich gegen weiteres Grübeln – und gehst innerlich auf Abstand zum Problem.

Was nicht funktioniert: Sich über Wochen zu ärgern – und nichts zu tun. Das raubt Energie und macht mürbe. Wenn du dich zwischen diesen drei Wegen entscheidest, übernimmst du wieder Kontrolle. Und genau dort entsteht Selbstwirksamkeit.
Was Stoiker schon wussten
Der römische Philosoph Epiktet sagte: „Nicht die Dinge selbst beunruhigen uns, sondern die Vorstellung von den Dingen.“
Die Stoiker waren Meister darin, zwischen dem zu unterscheiden, was in ihrer Kontrolle liegt – und was nicht. Und genau das macht auch in moderner Führung den Unterschied: Du kannst nicht alles ändern. Aber du kannst dich bewusst auf das Konzentrieren, was du verändern kannst. Und zu allem anderen liegt es an dir, welche Haltung du wählst.
Dein Praxisschritt: Drei Fragen für mehr Klarheit
Wenn dich etwas stört, nimm dir bewusst fünf bis zehn Minuten Zeit – am besten mit Stift und Papier – und geh folgende drei Fragen Schritt für Schritt durch:
- Was genau regt mich gerade auf – und warum? Beschreibe die Situation konkret. Ist es das Verhalten einer Person, ein Ablauf, eine Entscheidung? Und was genau macht es mit dir – fühlst du dich übergangen, ausgebremst, nicht gesehen?
- Wie will ich damit umgehen? Kann (und will) ich es verändern, annehmen oder loslassen? Prüfe ehrlich: Habe ich Einfluss? Wenn ja – was genau könnte ich tun oder sagen? Wenn nicht: Könnte ich lernen, die Situation innerlich zu akzeptieren oder bewusst loszulassen, um meine Energie zu schützen?
- Was ist mein nächster Schritt – heute? Formuliere eine kleine, konkrete Handlung: ein Gespräch, eine Entscheidung, ein Gedanke, den du neu bewerten möchtest. Und notiere sie schriftlich.
Halte deine Antworten fest – nicht nur im Kopf, sondern sichtbar. Das schafft Klarheit, verhindert Grübelschleifen und macht Entwicklung greifbar.
Zusatztipp: Wenn du wirklich etwas verändern willst, fang in den nächsten 72 Stunden mit einem kleinen, konkreten Verbesserungsschritt an – zum Beispiel ein Gespräch vorbereiten, eine E-Mail schreiben oder dir einen Termin für eine bewusste Entscheidung blocken. Warum? Weil Studien zeigen: Wenn du länger wartest, sinkt die Wahrscheinlichkeit deutlich, dass du überhaupt ins Handeln kommst.
Fazit: Souveräner Umgang mit schwierigen Situationen als Führungskraft
Nicht alles lässt sich ändern. Aber du kannst entscheiden, wie du damit umgehst. Und genau dort liegt deine Kraft als Führungspersönlichkeit: In der bewussten Reaktion. In der inneren Klarheit. In der Haltung, nicht alles kontrollieren zu müssen – aber deine Antwort sehr wohl. Verlasse die Opferrolle und fange wieder an selbst zu entscheiden, was du aus der Situation machen willst.
Du bist neugierig geworden und möchtest dich selbst besser kennenlernen. Dann Schreib mir und wir erkunden deine Verhaltensweisen mit Hilfe des persolog Modells.
Weiterführende Literatur
Der tägliche Stoiker von Ryan Holiday und Stephen Hanselman bietet tägliche Impulse aus der stoischen Philosophie, die sich wunderbar mit moderner Selbstführung verbinden lassen. Mehr dazu findest du hier: https://dailystoic.com/daily-stoic-book/
Meine letzten Blogbeiträge
- Umgang mit schwierigen Situationen als Führungskraft – Nicht alles lässt sich ändern, aber du kannst entscheiden, wie du damit umgehst
- Circle of Influence: Als Führungspersönlichkeit die Selbstwirksamkeit stärken
- Wie du als Führungspersönlichkeit mit dem JoHari-Fenster wächst
- Eigenschaften einer Führungspersönlichkeit